7. Mai 2021

Arbeit 4.0

Arbeit 4.0

Die Arbeitswelt entwickelt sich stetig weiter. Durch die Digitalisierung ist die Arbeit nicht mehr arbeitsplatzgebunden und kann von überall aus über eine Verbindung mit dem Internet verrichtet werden. Immer mehr Arbeiten werden durch Maschinen und Roboter unterstützt und sogar ersetzt. Dieser Wandel bringt Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Auf diese zu reagieren und diese zu nutzen, stellt den Arbeitgeber 4.0 und Betriebsrat 4.0 vor neue Herausforderungen.

Vorteile
Die Digitalisierung hat den Vorteil, dass Arbeitsabläufe vereinfacht und automatisiert werden und somit Arbeitszeit effektiv genutzt werden kann. Die gewonnene Flexibilität durch räumlich unabhängiges Arbeiten kommt vor allem einer „Work-Life-Balance“ entgegen. Durch Arbeit 4.0 und der Digitalisierung wird das Arbeiten in Teams durch Online-Tools vereinfacht, internationale Projekte können durch die digitale Vernetzung global ausgeweitet werden.

Nachteile
Die Arbeitswelt 4.0 hat aber nicht nur Vorteile. Durch den stetigen Wandel besteht ein hoher Weiterbildungsbedarf. Datenschutz und Sicherheitsvorgaben werden komplexer und schwieriger einzuhalten. Durch seltenere Anwesenheit in einem gemeinsamen Büro erleben die Arbeitnehmer einen unpersönlicheren Arbeitsalltag. Ein schnelleres Arbeitstempo und teilweise verlängerte Arbeitszeiten durch stetige Erreichbarkeit, führen zu einem erhöhten Stressniveau.  

Arbeitgeber 4.0

Auch für Arbeitgeber ist der Prozess unaufhaltsam. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen sie sich und ihre Arbeitnehmer für die Arbeit 4.0 vorbereiten. Davon sind einige Bereiche betroffen: 

Flexible Arbeitszeiten

Für viele stellt die Work-Life-Balance durch die neuen Möglichkeiten in der Arbeitswelt 4.0 eine neue Priorität dar. Die Arbeitgeber müssen dementsprechend möglichst flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, wie Gleitzeitmodelle oder Vertrauensarbeitszeit.

Agiles Arbeiten 

Starre Prozesse und Regeln werden ausgetauscht durch ein offenes und flexibles System. Im Rahmen von agilen Projektmethoden werden einzelne Arbeitnehmer sowie Teams mit häufig wechselnden Anforderungen konfrontiert. Der Fokus liegt hier auf der Selbstorganisation. Diese Methoden erfordern fachliches Wissen und häufig eine neue Denkweise und sogar Unternehmenskultur. Einen solchen Wandel müssen Unternehmen aktiv vorantreiben.

IT-Ausstattung

Um die digitale Arbeit zu ermöglichen, brauchen die Mitarbeiter Hard- und Software, um im Büro, zu Hause und unterwegs arbeiten zu können. Die Unternehmenssoftware muss zudem leicht verständlich sein.

IT-Sicherheit und Datenschutz

Die Systeme und Daten müssen bestmöglich geschützt werden vor Ausfall, Verlust oder auch Diebstahl. Durch die ortsunabhängige Zugänglichkeit der Systeme bieten diese eine erhöhte Angriffsfläche vor Datendiebstahl. Datensicherheit ist daher die zentrale Aufgabe jeder Unternehmens-IT.

Flexible Bürokonzepte

Durch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten und durch mobiles Arbeiten sinkt der Nutzen von festen Büros immer mehr. Leerstehende Büros erzeugen unnötige Kosten und sind nicht förderlich für eine produktive Arbeitsatmosphäre. Es ist den Unternehmen zu raten, möglichst flexible Bürokonzepte zu entwickeln, wo sich Mitarbeiter nach Bedarf einen Platz suchen können und für Meetings oder Workshops verschiedene Räume mit ausreichender technischer Ausstattung zur Verfügung stehen.

Mitarbeiter qualifizieren und motivieren

Einige Mitarbeiter sind mit den neuen technischen Methoden überfordert. Die Digitalisierung kann mit Ängsten vor dem Arbeitsplatzverlust oder Überforderung einhergehen. Der Arbeitgeber sollte die Mitarbeiter für die Welt der Arbeit 4.0 begeistern und qualifizieren. Interne Angebote zur Weiterbildung, zum Mentoring und die individuelle Förderung von Mitarbeitern helfen der Anpassung und können die Ängste mindern.

Hoher Bedarf an Fachpersonal 

Für den Technologiebereich werden hochqualifizierte Mitarbeiter gebraucht. Dabei besteht häufig Personalmangel. Unternehmen müssen daher intensives Recruiting und vorausschauende Personalplanung betreiben. Auch Outsourcing oder die Zusammenarbeit mit Freelancern sind dabei wichtige Instrumente.

Gesundheit der Mitarbeiter

Die Bildschirm- und Schreibtischarbeit kann zu körperlichen Beschwerden führen. Die ständige Erreichbarkeit und der steigende Leistungsdruck kann Stress und psychische Probleme auslösen. Arbeitgeber müssen sich deshalb aktiv um die körperliche und mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern.

BETRIEBSRAT 4.0

Die Betriebsräte können auch einen Beitrag dazu leisten, die Nachteile für die Mitarbeiter durch das New Work- Konzept möglichst gering zu halten. Die Arbeitswelt 4.0 eröffnet durch die digitale Arbeit neue Möglichkeiten der Leistungs- und Verhaltenskontrolle. Vor allem mit Betriebsvereinbarungen können die Betriebsräte die Veränderungen mitgestalten, die mit dem digitalen Technikeinsatz oder neuen Formen der Arbeitsorganisation einhergehen. Dabei eignet sich eine Zusammenarbeit von Betriebsrat und Datenschutzbeauftragten bei der Einführung neuer Technologien. 

Neue Herausforderungen

Die Digitalisierung stellt neue Herausforderungen an die Betriebsräte durch neue und komplexere Aufgabengebiete. Durch die Arbeit 4.0 hat der Betriebsrat vermehrt die Einführung neuer Technologien zu überwachen. Veränderungs- und Umstellungsprozesse sind mitbestimmungspflichtig, sobald diese einen Einfluss auf die Beschäftigten nehmen. Die Betriebsräte haben dabei abzuschätzen, ob die neuen Technologien und deren Einsatz und die damit einhergehenden Auswirkungen die Beschäftigten überfordert. Die Unbestimmtheit der zukünftigen Entwicklung der digitalisierten Arbeit lässt pauschalen Regelungen und Lösungen keinen Raum und erfordern innovative Lösungen durch die Betriebsräte. Dabei bedarf es einer frühzeitigen Einbeziehung des Betriebsrates bei den Themen des Technikeinsatzes, der Arbeitszeit, der Personalplanung des Datenschutzes und Gesundheitsschutzes, sowie Aus- und Weiterbildung. 

Die neuen Arbeitskonzepte stellen erhöhte Leistungsanforderungen und können zu Stress und Überlastungen führen. Damit gewinnt das Handlungsfeld des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an Gewicht. Auch im Bereich des Datenschutzes sind die Mitarbeiter zu sensibilisieren, um einen möglichst sicheren Umgang mit Daten und Programmen zu gewährleisten.

Mitbestimmungsrechte

Durch diese Bereiche werden häufig die im Betriebsverfassungsgesetz verankerten Mitbestimmungsrechte berührt.

Eigene Strategie

Der Betriebsrat muss nicht nur den Prozess im Rahmen der Digitalisierung eines Unternehmens begleiten, sondern sollte zugleich strategische Zielperspektiven für die eigene Gremiumsarbeit entwickeln und eine Vision zur Bedeutung der Digitalisierung im Unternehmen aufbauen und eine Strategie zur Umsetzung dieser entwickeln, mit welcher der digitale Wandel sozialverträglich gestaltet wird. 

Information 

Um gestaltend tätig werden zu können, braucht der Betriebsrat eine eigene Bestandsaufnahme der eingeführten IT-Anwendungen, deren Nutzung und welche Regelungen zur Unterstützung der Beschäftigten gebraucht werden. 

Mitarbeiterunterstützung

Die Aufgabe der Betriebsräte ist es auch, den Arbeitnehmern möglichst die Bedenken und Ängste vor dem unaufhaltsamen Wandel der Arbeitswelt zu nehmen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass alle Arbeitnehmer, insbesondere auch die geringer qualifizierten Arbeitnehmer mitgenommen werden. Weiterbildungen und Workshops sollten organisiert und angeboten und die Arbeitnehmer mit eingebunden werden. Der Betriebsrat sollte Sorge dafür tragen, dass mögliche Belastungen durch die IT-Anwendungen verhindert oder abgebaut werden. Die Veränderung der Arbeitsbedingungen sollten stets beobachtet werden. Der Betriebsrat kann dabei seine Mitbestimmungsrechte nutzen, um Einfluss auf die Arbeitsorganisation oder Arbeitsgestaltung zu nehmen.

Arbeit 4.0 als Chance

Die Digitalisierung bringt für den Betriebsrat neue Herausforderungen. Mit richtiger Vorbereitung und Weiterbildung der Mitarbeiter kann die neue Arbeitsweise in der Arbeitswelt 4.0 eine Chance sein. Entwickelt der Betriebsrat eine eigene Digitalstrategie kann er diese im Unternehmen vorantreiben und so zu flexiblerer Arbeit und einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Familie beitragen.